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Europäische Meridiane - Neue Musik Territorien. Reportagen aus Ländern im Umbruch.
European Meridians - New Music Territories. Reports from Changing Countries.

Zwei Bücher (dt./engl.) und zwei CDs in einem Schuber

Susanna Niedermayr und Christian Scheib

PFAU-Verlag Saarbrücken
ISBN 3-89727-248-2. € 35,-

"Ein Osteuropa ist nicht zu finden" war das Resumee, nachdem die Ö1-Redakteure Susanna Niedermayr und Christian Scheib in zwölf Ländern nach aktueller Musik zwischen unkonventionellen Clubsounds und elaborierten Streichquartetten gesucht hatten und überreich fündig geworden waren. Nach drei Jahren liegt nun die vielfältige Essenz dieser Recherchen in einem Paket von zwei Büchern und zwei CDs vor, produziert von der Wiener Kulturplattform line_in:line_out und dem musikprotokoll im steirischen herbst, erschienen im PFAU-Verlag Saarbrücken. Entstanden aus der Ö1-Serie Nebenan - Erkundungen in Österreichs Nachbarschaft und deren Reportagen in der Sendung Zeit-Ton gibt dieses Buch-CD-Paket einen aktuellen und vibrierenden Einblick in die vielfältigen musikalischen Aufbrüche zwischen Estland und Serbien Montenegro, Polen und Rumänien.

Während des politischen Ringens darum, wie und wann welches Land aus dem ehemaligen ‚Ostblock' Teil der Europäischen Union werden kann, erforschten die beiden Ö1 Musikjournalisten Susanna Niedermayr und Christian Scheib die vielfältigen Musikszenen in vielen dieser Länder. Magazintexte und Radiosendungen, Festival- und Konzertreihen entstanden darausfolgend zwischen 2001 und 2003, vom musikprotokoll 02 bis zu Wien Modern 2003. Live-Mitschnitte dieser Festivals sind auf den CDs zu hören.

Den Kontakt zwischen Musikern und Organisatoren verschiedener Länder ebenso wie den Kontakt zwischen Musikern verschiedener Szenen zu intensivieren war und ist einerseits das Ziel unseres Projekts, andererseits wollen wir durch aufmerksames Beobachten und Beschreiben der Interdependenzen zwischen Musik, Politik und Gesellschaft den Veränderungen der letzten zehn bis fünfzehn Jahre kulturjournalistisch Rechnung tragen und diese Veränderungen in neuem Licht darstellen. Die Abhängigkeiten zwischen Politischem und Künstlerischem zeigen sich in Ländern, in denen fast durchwegs vor circa 15 Jahren ein real-sozialistisch totalitäres System abgelöst wurde, deutlich, wenn auch in unterschiedlicher Direktheit und Ausformung. Von einer Expedition in unbekannte Gefilde zum Umschlagplatz nach allen Seiten hin: In wenigen Monaten hat dieses Projekt diesen Prozess durchlaufen und er spiegelt sich in den Titeln: Das Im Osten des ersten Bandes verwandelte sich in ein aufgeschlossenes Europäische Meridiane des Gesamtpakets.

CD 1: Eklektische Improvisation zwischen Hammondorgelsound, Noise und Minimalismus aus Bratislava - Vapori del Cuore; strukturierte und gefilterte field recordings als subtiler Ambient aus Warschau - Viön & Mem; das kompositorische Auskosten und Ausreizen von wenigen instrumentalen Klang- und Tonkombinationen des Bulgaren Dragomir Yossifov; die freie Improvisation im emphatischen Sinn des Wortes aus Budapest - mit einem Gast aus Österreich - Abstract Monarchy Trio; neue Elektronik zwischen beats und noises aus Zagreb - Jeanne Fremaux; broken dancefloor mit semi-ironischen Regionalwurzeln aus Sofia - Tkrst.

CD 2: Mit kühl pulsierendem Kontrabass und geisterhaft quietschenden Elektroniksounds als Kontrapunkt stecken Belgradeyard Sound System neue Territorien angespannter Relaxtheit ab. Marko Ivanovic aus Prag experimentiert mit Banalität, traumhafter Skurrilität und dem für Agon typischen Rock- oder Bluessound an der Grenze zur Ironie. Error aus Lettland hingegen vertieft sich in ein elektronisches Klangbad der schwermütigen Sorte. "Man weiß ja vorerst nie, ob die Obsessionen gut oder böse sind", kommentiert die rumänische Komponistin Irinel Anghel die sparsamen, traum- oder eben alptraumhaft wiederkehrenden Klangfigurationen ihres neuen Surrealismus. Und schließlich führt uns Wojt3k Kucharczyk durch ein so freches wie hintergründiges Panoptikum eigenwilliger Musikprojekte, die er auf seiner als Kunstplattform und Kleinstlabel operierenden mik.musik.!. versammelt hat.

Übersetzung: Friederike Kulcsar, John Wojtowicz (Polen-Reportage) und Kimi Lum (Tschechien-Reportage).

Produziert mit freundlicher Unterstützung von: Erste Bank, Stadt Wien, KulturKontakt Austria, platform culture central europe des Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten, Wien Modern.

*** Vorwort zum ersten Band *** Vorwort zum zweiten Band ***

line_in:line_out wurde 2002 von Susanna Niedermayr als eine Plattform zur Realisierung interkultureller Projekte ins Leben gerufen. line_in:line_out dockt an unterschiedliche Institutionen und Strukturen an - an Kulturzentren, Festivals, Labels. Inhalte werden ein- und ausgeschleust, der Kulturaustausch zwischen bislang kaum bis gar nicht miteinander in Kontakt stehenden Szenen und Bereichen in Fluss gebracht. Derzeit konzentriert sich line_in:line_out auf den Kulturaustausch mit MusikerInnen aus dem östlichen Europa.

 

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